Die Welt als Labyrinth
Gustav René Hocke
Der Biograph des Grotesken
Geboren wurde Hocke im März 1908 in Brüssel, als Sohn des deutschen Kaufmanns Josef Hocke und der belgischen Malerstochter Anna De Nèves. Während draußen der Erste Weltkrieg tobte, saß das Kind im lichtdurchfluteten Atelier des Großvaters, eines gebürtigen Franzosen: Gustave De Nèves machte Gustav René mit der Welt der Kunst vertraut.
Doch als der Junge elf Jahre alt war, endeten die Jahre großbürgerlichen Wohlstands: Nach dem Ersten Weltkrieg war die Familie eines Deutschen in Brüssel nicht mehr willkommen, sie wurde ausgewiesen. Anna zog mit ihren beiden Söhnen ins rheinländische Viersen. Eindrucksvoll beschreibt Hocke in seinen Memoiren die groteske Zugfahrt mit Kriegsversehrten, Flüchtlingen, Verletzten und Toten durch ein Europa, das durch unüberwindbare Gräben getrennt schien.
Doch als der Junge elf Jahre alt war, endeten die Jahre großbürgerlichen Wohlstands: Nach dem Ersten Weltkrieg war die Familie eines Deutschen in Brüssel nicht mehr willkommen, sie wurde ausgewiesen. Anna zog mit ihren beiden Söhnen ins rheinländische Viersen. Eindrucksvoll beschreibt Hocke in seinen Memoiren die groteske Zugfahrt mit Kriegsversehrten, Flüchtlingen, Verletzten und Toten durch ein Europa, das durch unüberwindbare Gräben getrennt schien.
Die erste Zeit in der kriegsgebeutelten Kleinstadt empfand Gustav René als bedrückend und grau. In Belgien als dreckiger Boche beschimpft, verspotteten ihn die Viersener Kinder nun als dreckigen Franzos.
Beeindruckt von den englischen Dandys gab sich der Junge großstädtisch und elegant. Im Widerspruch dazu standen die zunehmend bedrückenden finanziellen Verhältnisse der Familie – die Weltwirtschaftskrise verschonte auch Josef Hocke nicht. Mit Einundzwanzig begann Gustav René ein Literatur-Studium in Berlin. Vor allem das Werk des berühmten Romanisten Ernst Robert Curtius beeinflusste ihn. 1934 wurde er nach einem Stipendium nach Paris promoviert.
Beeindruckt von den englischen Dandys gab sich der Junge großstädtisch und elegant. Im Widerspruch dazu standen die zunehmend bedrückenden finanziellen Verhältnisse der Familie – die Weltwirtschaftskrise verschonte auch Josef Hocke nicht. Mit Einundzwanzig begann Gustav René ein Literatur-Studium in Berlin. Vor allem das Werk des berühmten Romanisten Ernst Robert Curtius beeinflusste ihn. 1934 wurde er nach einem Stipendium nach Paris promoviert.
Kurz darauf war er Volontär der Kölnischen Zeitung – einem Blatt, das in der Nazizeit als Nest des passiven Widerstands galt, wie es Luise Rinser formulieren sollte. Noch zur Nazizeit, im Jahre 1937 veröffentlichte er mit Das geistige Paris ein Plädoyer für die deutsch-französische Aussöhnung. Zwei Jahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zitierte er darin Louis Pasteur: Ich glaube zuversichtlich, dass Wissenschaft und Frieden über Unwissenheit und Krieg siegen, dass die Völker sich verstehen werden, nicht um zu zerstören, sondern um aufzubauen.
Im gleichen Jahr reiste der junge Journalist zum ersten Mal nach Italien – natürlich in den Süden, jene Landstriche, die in der Antike lange zu Griechenland gehört hatten, und wo zum Beispiel Pythagoras gelebt hatte. Diese Landschaft mit ihrer rauen Schönheit und den Resten vergangener Kulturen beeindruckte ihn tief. 1940 schickte ihn die Kölnische Zeitung als Korrespondenten nach Rom. In der US-amerikanischen Kriegsgefangenschaft gründete Hocke nach dem Krieg die erste antifaschistische Zeitschrift Der Ruf und kehrte 1949 schließlich als erster deutscher Italien-Korrespondent nach Rom zurück. Dort entstand das Werk, für das er berühmt werden sollte: Die Welt als Labyrinth (1957) und Manierismus in der Literatur (1959), zwei Kultbücher der phantastischen Kunst.
Gustav René Hocke lebte bis zu seinem Tod in den Albaner Bergen südlich von Rom. Kurz vor seinem Tod am 14. 7. 1985 beendete er seine Autobiographie Im Schatten des Leviathan. Darin schildert er sein bewegtes Leben zwischen Politik und Kunst, zwischen Brüssel, Köln und Rom. Hocke begegnete Prominenten wie Konrad Adenauer, Ingeborg Bachmann, Max Frisch, James Joyce, Thomas Mann, Johannes XXIII. und vielen mehr. Anekdoten von ernst bis heiter – wie die, als Max Frisch ihn betrunken mit seinem schnittigen Fiat an einen Baum fuhr – lassen das Buch teilweise wie einen Kolportageroman aus dem Rom der vierziger bis siebziger Jahre wirken, wie der Rezensent Niklas Maak amüsiert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bemerkt. Man sollte dieses Attribut als Lob verstehen. Gustav René Hocke war ein Bilderbuch-Europäer, noch ehe dieser Begriff seine heutige Bedeutung hatte.
Gustav René Hocke hatte drei Kinder: Martin Hocke (1937-2005) stammt aus der Verbindung mit der Engländerin Mary Turner. Aus der zweiten Ehe mit Edeltraut Effenberger hat er den Sohn Roman (geboren 1953) und die Tochter Angelika (geboren 1956).